Auslandspraktika

„Der Gewinn eines langen Aufenthaltes außerhalb unseres Landes liegt vielleicht weniger in dem, was wir über fremde Länder erfahren, sondern in dem, was wir dabei über uns selbst lernen.“
Roger Peyrefitte (*1907), frz. Schriftsteller u. Politiker

Interkulturelles Lernen an der FSP2 | BS21 als Vertiefungskurs

Im Juni 2023 haben wir uns als Vertiefungskurs „Interkulturelles Lernen“ der FSP2 | BS21 auf den Weg gemacht um zu lernen. Ziel dieser Reise war Bekokten in Rumänien. Hier fand die Kinderspielstadt Danubius statt, organisiert und begleitet durch die Evangelische Landeskirche in Fogarasch.

Wir, das sind 13 angehende Erzieher:innen des Vertiefungskurs „Interkulturelles Lernen – Rumänien“ und 2 Lehrkräfte der FSP2 | BS21. Finanziert wurde die Projektreise durch ERASMUS+ Stipendien.

Quelle der Musik: https://www.musicfox.com/

Eine Woche lang waren wir Teil der deutschsprachigen Kinderspielstadt in Bekokten. Gemeinsam mit 25 rumänischen Teamern und 140 Kindern im Alter von 8-11 Jahren haben wir spielerisch das Leben einer Stadt erfahren und mitgestaltet. Die Bürgermeisterin wurde gewählt, das Arbeitsamt hat Jobs verteilt, die Bäcker:innen haben Pizza und Waffeln hergestellt und vieles mehr. Als Teamer haben wir die jeweiligen „Berufe“ der Kinder begleitet und unterstützt. Entlohnt wurden die Kinder für ihre berufliche Tätigkeit mit der fiktiven Währung Seli. Dieses Geld konnten sie in ihrer Freizeit für Pizza oder auch ein neues Armband beim Juwelier ausgeben. Diebstähle wurden vor Gericht verhandelt, Hochzeiten zwischen Kindern zelebriert und die Polizei war der „Kindermafia“ auf der Spur. www.kinderuni.ro/kinderspielstadt/

Hinter der Kinderspielstadt steht das Pastorenpaar Renate und Johannes Klein, die für die Evangelische Landeskirche Fogarasch und die Kinderuni in Bekokten tätig sind. Sie haben das pädagogische Großprojekt 2012 nach Bekokten geholt und führen dieses jährlich bis zu zweimal durch. Zielsetzung ist es im pädagogisch betreuten Konstrukt „Kinderspielstadt“, Kindern die Möglichkeit zu geben, komplexe politische und gesellschaftliche Zusammenhänge des Stadtlebens zu erfahren und mitzugestalten.

Ein weiterer Teil unserer Reise war der Besuch zweier weiterer Projekte, die „Kinderhilfe für Siebenbürgen e. V.“ (www.roma-kinderhilfe.de) und die „fahrende Schule“ (https://scoalatrimitoare.ro/). Diese Projekte setzen bei den Lebensbedingungen und Bildungsmöglichkeiten von benachteiligten Kindern in Rumänien an und haben sich zum Ziel gesetzt eine Hilfe und Unterstützungen durch Bildung und Begleitung zu erreichen.

Die Kinderhilfe für Siebenbürgen e. V. wurde von Jennifer Rasche gegründet. Sie ist eine beherzte Frau, die sich leidenschaftlich für soziale Gerechtigkeit einsetzt. Während ihres Aufenthalts in Rumänien engagierte sie sich intensiv im “Romakinder Projekt”, das darauf abzielt, die Bildung von Roma-Kindern zu fördern und ihre Chancen auf eine bessere Zukunft zu verbessern.

Sie erzählte uns von ihrer enger Zusammenarbeit mit örtlichen Organisationen und Lehrer:innen. Jennifer arbeitet daran, Bildungsprogramme zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse und kulturellen Hintergründe der Roma-Gemeinschaft zugeschnitten sind. Sie organisiert Workshops, unterstützt die Lehrkräfte vor Ort und ermöglicht den Kindern eine positive Lernumgebung. Ihre Arbeit ist von außerordentlichem Einsatz und Einfühlungsvermögen geprägt, was bei den Roma-Kindern und deren Familien großen Anklang findet.

Paul Dărășteanu, mit seiner „fahrenden Schule“ hingegen setzte sich in Rumänien für die Bildung von Kindern ein, die aufgrund ihrer nomadischen Lebensweise keinen regulären Zugang zur schulischen Bildung haben. Er hat sich zum Ziel gesetzt, nomadische Gemeinschaften mit Bildungsmöglichkeiten zu versorgen und somit den Teufelskreis der Bildungsarmut zu durchbrechen.

Desweiteren leitet er, dass Europäische Jugendbegegnungszentrum Kirchenburg Holzmengen e. V. Dort finden regelmäßig nationale und internationale Workcamps, Festivals und Freizeiten auf dem Gelände statt. Mit diesen Veranstaltungen richten sie sich vorrangig an Kinder und Jugendliche in der Umgebung und wollen diese teilhaben lassen an Kultur und informelle Bildung. Die Begegnung auf unserer Reise mit Jennifer Rasche, Paul Dărășteanu und Johannes Klein haben uns gezeigt, wie engagierte Menschen durch ihre Taten einen nachhaltigen Einfluss auf das Leben anderer ausüben können. Ihre Projekte haben nicht nur das Leben der Kinder in Rumänien berührt, sondern auch eine wertvolle Lektion über Mitgefühl, Solidarität und den Wert von Bildung an uns vermittelt.

Stand: Februar 2024 (Änderungen vorbehalten)