GESCHICHTE ERLEBEN UND ERLESEN – FACHSCHÜLER:INNEN AUF DEN SPUREN JÜDISCHER GESCHICHTE IM HAMBURGER GRINDELVIERTEL ANLÄSSLICH DES 75. JAHRESTAGES DER REICHSPOGROMNACHT IM NOVEMBER
Wie schon in vielen Jahren zuvor, war das Buch „Untergetaucht“ von Gert Koppel wieder Ausgangspunkt für einen sogenannten „literarischen Spaziergang“ im Rahmen des Kinder-und Jugendliteraturunterrichts für mehrere Klassen der FSP2.
Ziel ist zum einen den Schüler:innen eine Methode der Literaturvermittlung und Leseförderung nahezubringen, zum anderen geschichtliche Ereignisse mit Schauplatz Hamburg lebendig werden zu lassen.
Die Unterrichtseinheit zu dem Jugendbuch beginnt im Klassenraum, in dem ein Kindergeburtstag „gefeiert“ wird. Und zwar der 6. Geburtstag von Gert Koppel, dem Protagonisten und Autor des Jugendbuchs „Untergetaucht“. Gert Koppel hat damals mit seiner jüdischen Familie im Hamburger Grindelviertel gelebt und hat die (auch heute wieder) jüdische Talmud-Tora-Schule am Grindelhof besucht.
Attribute jüdischen Lebens, ein Chanukkaleuchter und Klezmermusik stimmen ein auf das Thema und der „Kindergeburtstag“ wird miterlebbar durch einen entsprechenden Vorlesetext, der sich auf das Jahr 1933 bezieht.
Informiert über Besonderheiten jüdischen Lebens und bekannt gemacht mit Lebensdaten des Autors Gert Koppel, machen sich die Gruppen auf ins Grindelviertel. Dort wird den Schüler:innen durch die vielen Stolpersteine bewusst, dass viele Menschen nicht untergetaucht sind wie der Autor des Buches, sondern deportiert und ermordet wurden.
In der Straße „Rutschbahn“ suchen die Schüler:innen im Hinterhof die kleine Synagoge, die als Gebäude erhalten ist, auf und werden aufmerksam gemacht auf eine besondere Haustür des Hauses Rutschbahn 11, in dem damals fast nur jüdische Menschen gelebt haben.
Vertieft wird die dort symbolisierte Botschaft des friedlichen Miteinanders der Weltreligionen durch eine Zuordnungsaufgabe auf laminierten Kärtchen (auch gedacht als Beispiel für eine handlungsorientierte Methode von Literaturvermittlung). Aufgabe ist, Symbol und Bezeichnung der Religion zusammenzuführen.
Weiter geht es in Richtung Grindelhof. Auf dem Weg dorthin wird der Spaziergang auch wieder unterbrochen durch einen Vorlesetext aus dem Buch „Angst auf der Rutschbahn“. Gert Koppels Schulweg führte über die Rutschbahn und sein Begleiter war manchmal die Angst vor gewalttätigen Hitlerjungen und SS-Männern.
Endpunkt des literarischen Spaziergangs ist die Talmud-Tora-Schule, die heute eine jüdische Schule beherbergt und ständig von Polizei bewacht wird, und daneben der Bornplatz, der Platz, wo bis 1938 die prächtige jüdische Synagoge stand – heute ein großer Platz, der im Pflaster die Umrisse der ehemaligen Synagoge zeigt.
Abschluss der Einheit bildet das Vorlesen wieder einer Textpassage aus dem Buch, das die Ereignisse der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, in der auch die Synagoge zerstört wurde, aus dem Erleben des jungen Gert Koppel erzählt.
Durchgeführt und erdacht wurde der literarische Spaziergang von den Kolleginnen
Ursula Mühler, Susanne Schenck-Korndörfer